9.4.08

von Le Puy bis Cap d'Agde

Ich melde mich aus Agde, was zwar mal wieder ein kleiner Umweg war, der mir aber sehr ans Herz gelegt wurde. Nun ja, es ist ein schoener Platz hier am Mittelmeer und er ist noch nicht von Touristen ueberschwemmt - was im Sommer ganz anders sein duerfte. Nach der Ruhe der Berge meide ich alles, was laut ist.
In Le Puy hatte ich noch ziemlich Bammel vor den Bergen, die vor mir lagen; inzwischen bin ich viel geklettert und bin voellig gelassen, wenns bergauf geht. Geht halt langsam - aber schoen stetig. Die Abfahrten haben mir mehr zugesetzt, erstens, weil ich fuerchtete, die Bremsbelaege voellig abzufahren und dann, weil sie einfach kalt waren. Ich hab nicht nur einmal eine kilometerlange Abfahrt unterbrochen, nur um mir die Finger zu waermen zwischendurch. Und - bergauf hat man viel mehr Zeit um zu sehen, was links und rechts ist - in den Abfahrten konzentriere ich mich doch mehr auf die Fahrbahn und ob am Rad nichts wackelt etc.

Soviel zum Bergfahren, jetzt zum Weg ab Le Puy (fuer die Interessierten) und nur in Stichpunkten: Le Puy - Cayres - Lac du Bouchet (ca. 600 Hoehenmeter Aufstieg).




Der Lac du Bouchet ist ein mit kritallklarem Wasser gefuellter Vulkankrater, an dem sich begeisterte Angler treffen ...


dann wieder etwe -500 Hoehenmeter bergab ins Flusstal d. Allier nach St. Hoan

und noch ein Stueck runter zum Barrage de Naussac (Stausee),


dann ein Stueck dem Fluss Mercoire flussaufwaerts bis auf etwa 1400 Meter ueber Null

in den Fort de Mercoire, einem unter Naturschutz stehendem Hochwald.


Dann ueber Belvezet und Mende


bis Balsieges n St. Enimie. In St. Enimie begann fuer mich der bisherige landschaftliche Hoehepunkt der Tour; denn ab dort bin ich im "Gorges du Tarn" gefahren, den man auch als Grand Canyon Frankreichs bezeichnen koennte.

Eine wunderbare, bizarre Schlucht mit maechtigen Felsen aus vulkanischem Gestein weit weit in den Boden gefraesst, so dass man den Fluss Tarn oft nicht einmal mehr sehen kann.




Also, wenn Ihr noch ein Fahrrad-, Motorrad-, oder Kanureiseziel sucht - der Gorges du Tarn und die Causses (Hochebenen), in die er sich eingeschnitten hat, sind sicher eine Reise oder auch eine Aenderung von Reiseplaenen wert.

Danach bin ich durch den Gorges du Dourbie, der nicht ganz so maechtig, aber ansonsten der Tarn-Schlucht sehr aehnlich ist und noch menschenleerer ...

Ab Nant ging es dann wieder rauf auf die Causses du Larzac


bis Le Caylar und wieder runter ins Orbtal in Le Busquet d'Orb.


Von dem Ort Monts aus fuehrt ein 5 km langer Weg in die Berge nach Bardou. Kein wirklicher Fahrradweg, ich hab mich den ersten halben km noch abgemueht, in den Pedalen zu bleiben und dann aufgegeben und die 5km halt geschoben. Ich hab ja Zeit.
Bardou ist ein in die Berge "gewachsenes" mittelalterliches Dorf, das dank eines Ehepaars, das es aufkaufte und 40 Jahre lang mit viel Liebe und Muehe restaurierte, in seiner wesentlichen Substanz im urspruenglichen Zustand erhalten wurde.
Eine Besichtigung lohnt nicht nur einen 5km Aufstieg, nein, ich hab Beamer danach zum Grossteil auch wieder runtergeschoben, weil ich den Rest meiner Bremsbelaege fur spaeter aufheben wollte, und es hat sich dennoch gelohnt ...
Ich waere gerne in Bardou geblieben, aber es war kein empfangsbereiter Mensch anwesend ...

Vom Orbtal fuhr ich weiter nach Beziers - hab Bremsbelaege gekauft und bin der Hektik der Stadt gleich wieder entflohen ans Mittelmeer und ruh mich schon wieder mal nur aus ...

Ab Morgen: Kanal du Midi und ab Narbonne wohl nur noch Kueste - soweit's halt geht.

Leider ist es nicht ganz so warm, wie vorgestellt - aber immerhin muss ich hier morgens kein Eis mehr vom Zelt kratzen ...

Ich gruesse Euch alle sehr herzlich und hoffe, dass da nicht zu viele "q"s statt "a"s stehen; wenn doch, dann liegts an der Tastatur, nicht an mir!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Liebe Johanna,

vielen Dank für die tollen Bilder und den einmaligen Bericht.
Hoffentlich bist Du mittlerweile im Frühling angekommen und hast das Härteste (Kälte, Steigungen, Abfahrten...) hinter Dir.
Die Bremsbeläge halten bei den meisten Mitmenschen 5 Jahre, aber die fahren auch nicht solche Etappen.
Wir sind gespannt, welche Erlebnisse und Naturwunder Du weiter zu berichten hast und denken oft an Dich.

Herzliche Grüße

Helga und Roland