18.5.08

Linksverkehr



Seit La Rochelle bin ich weit gekommen und hab den Kontinent erst mal verlassen. Und da auf der Faehre ein wenig Zeit war, mal die gefahrenen Kilometer auszurechnen, gibt's heut ausnahmsweise mal ein wenig "Statistik":
Von Muenchen bis Cherbourg hat sich Beamers Tachostand um 5196 km erhoeht. Darin sind alle gefahrenen und geschobenen km enthalten - also auch die Fahrten an den Ruhetagen und die nach Ankunft am Campingplatz etc. Die Summe der Tagesetappen, die ich mit Gepaeck zurueckgelegt hab, belaeuft sich (so ich mich nicht verrechnet habe) auf 4833 km.
Von Muenchen bis Cherbourg waren es 51 Fahrtage und 23 Tage, an denen ich nicht (od eben nur ein kurzes Stueck ohne Gepaeck) gefahren bin.
Damit kommen im Durchschnitt auf jeden "Fahrttag" knapp 95 gefahrene km.
Die Laengen der Tagesetappen lagen zwischen min. 50 km und max. 150 km, wobei eine Streckenlaenge um die 100 km am haeufigsten war.
Na, ja - und irgendwie spuer ich die Kilometer schon in den Knochen bzw in den Muskeln, waehrend ich mich in Bath bei Phil mal wieder fuer 2 Tage erhole.


Die Fahrt durch die Bretagne mit ihren saftig gruener Huegellandschaft, verzauberten alten Staedtchen mit ihren kleinen Chateaus und den freundlichen Strassencafes verlief weitgehend auf Radwegen, die z.T. neben den Strassen, z.T. abseits des Verkehrs gefuehrt sind. Die Bretagne ist ein ausgezeichnetes Fahrradland - nicht nur, weil die Autofahrer dort deutlich ruecksichtsvoller sind als im suedlicheren Frankreich, sondern auch, weil ein gutes Radwegnetz existiert, die Landschaft immer wieder neue Blicke bietet und die gastronomischen Betriebe der Staedte und Doerfer an Radtouristen gewoehnt sind und einem z.B. von sich aus anbieten, die Wasserflaschen zu fuellen! und es ueberall kleine (und guenstige) Campingplaetze auf ehemaligen Bauernhoefen gibt, in denen man ueberaus freundlich aufgenommen und z.T. sogar mit Fruehstueck versorgt wird.
Leider konnte ich einige Tage nicht so viel fotografieren, da mein Fottoakku nicht aufgeladen war, so dass ich nur wenig mit Bildern dokumentiert habe...

Die Anstiege werden in Richtung Normandie steiler und die Fahrt nach Cherbourg hat schon ein wenig Kraft gekostet, wenngleich die Schlussabfahrt nach Cherbourg einen voll entlohnt ...

Passiert habe ich Nantes:

Vittre:



Fougeres:




und den "Le Mont Saint Michel", den man ueber viele Kilometer aus unterschiedlichsten Perspektiven und mit unterschiedlichem Lichteinfall aus einer voellig ebenen Kuestenlandschaft herausragen sieht.




Schliesslich ging's in Cherbourg



auf die Faehre nach Poole:


und danach durch Suedengland.
Die fahren alle auf der falschen Seite - es bleibt einem also nichts anderes uebrig, als dasselbe zu tun. Damit aber nicht genug, kriegen die englischen Autofahrer die bislang schlechtesten Noten, was Abstand halten und Ruecksichtnahme angelangt! Daher war die Fahrt - nach einer kurzen Nacht auf der Faehre - ziemlich anstrengend, zumal die Steigungen dieser Huegellandschaft nicht von schlechten Eltern sind ...



Kurzum - ich war froh, dass Phil mich in Bath im Zentrum abgeholt hat und ich nicht mehr lange nach seiner Wohnung suchen musste und eine richtiges Bett tut auch mal wieder ganz gut ... Gestern sind wir dann durch die Stadt geschlendert...Gaskartusche kaufen, nach neuen Schuhen suchen, Karten besorgen, wenigstens hier noch eine Unterschrift gegen den Irakkrieg und fuer die Abschaffung von Atomwaffen leisten (wenn ich schon die DFG-VK z.Zt. so straeflich vernachlaessige!) - und schliesslich eine bizarre Stadtfuehrung mit einem Hasen als Entfesselungskuenstler, der wie durch ein Wunder aus dem River Avon wieder auftauchte ...



und heute sitze ich mal nicht im Internetcafe, sondern an Phils Notebook, um Euch mit neuen Informationen zu versorgen ...
Morgen gehts weiter, der Kurs der naechsten 10-12 Tage lautet Newcastle. Da ich inzwischen ziemlich gute Karten mit Radwegen! habe, sehe ich den linksfahrenden Autofahrern gelassen entgegen ...

Liebe Gruesse - lasst es Euch alle so gut gehen, wie es nur geht ...

Jo (und Beamer) und natuerlich auch von Phil herzliche Gruesse an alle, die den Ex-Muenchner noch kennen ...

2 Kommentare:

Mattias hat gesagt…

Hola Johanna!
Hier endlich mal ein paar Zeilen von mir, nachdem unsere Begegnung in San Sebastian nun schon wieder einige Zeit zurückliegt.
Ich war sehr beeindruckt von dir! Davon, dass du dich aufgemacht hast, deinen Traum zu erfüllen, und darauf zu hören, was dein Herz dir sagt.
Unsere Begegnung hat mich auch wieder ein wenig mehr daran glauben lassen, dass das schon alles klappen wird, mit meinem Plan und meiner Reise. Denn wie du auch gesehen hast, man trifft auch überall Menschen, die einen offen begegnen, und die einem weiter helfen.
Ich hoffe, dir geht das gerade öfter so, damit du auf deiner Reise viele tolle Erlebnisse hast.
Ab Mitte Juli geht es bei mir dann ja auch los, und ich werde sicher den einen oder anderen Post auf meinem Blog (mattiasbildergeschichten. blogspot.com) veröffentlichen.
Noch eine Frage schon mal vorab zwecks der Reiseplanung: die Karte, über der wir versunken sind, hatte die einen Titel? Oder so was wie eine ISBN Nummer? Denn ich fand die ziemlich gut, und das wäre schon mal ein Anfang, damit wir heil nach München kommen. Herzlichen Dank, und liebe Grüße aus dem kalten Madrid
Mattias

Anonym hat gesagt…

Hallo Johanna

Inzwischen bist Du ja ganz schön herumgekommen :-)
Bei Yves scheinst Du übrigens einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben - zumindest redet er manchmal noch von Dir.
Den Kommentar zur Fahrweise der Engländer können wir nur bestätigen, in der Disziplin rücksichtsloses Autofahren haben die einen Sonderpreis verdient. Vielleicht sieht man daher so wenige Radfahrer auf den Straßen (natürliche Auslese?).
Alles Gute für die weitere Reise!
Oliver, Dagmar, Yves