25.4.08

Es geht mir gut - ich hoffe Euch auch


Ich bin inzwischen in Estella im Bezirk Navarra angelangt und heute ist - nach laengerer Hitze -erst mal wieder ein recht kuehler Regentag, was meinem Sonnenbrand eine deutliche Erholung verschafft.

Abschiedsbilder aus Casteldefels
mit lieben Gruessen nach Deutschland von Angelika, Pedro, Sara und Frau Birk:




Sara hat meine Ausstattung gruendlich getestet - fuehlte sich aber wohl doch ein bisschen fremd in meinem Schlafsack ...



Aus dem Mumiensack befreit - hat sie mir dann mit einem freundlichen Laecheln erlaubt, eines Ihrer Gemaelde hier zu veroeffentlichen und es faellt bestimmt auf, dass Kinder in Barcelona andere Motive bevorzugen als die oberbayerischen Kids ...




Weg ab Barcelona - Castelldefels:

22./23.4.:
Zunaechst verlief mein Weg ueber etwas mehr als 200 km Fahrstrecke an der Kueste entlang ueber Tarragona bis Sant Carles am Ebrodelta. In Tarragona hab ich mich ein paar Stunden aufgehalten - eine sehr schoene Stadt und am 23.4. hab ich ein gutes Stueck des Ebrodeltas "erradelt" - all dies bei ziemlich boeigen Westwind und unter strahlend blauem Himmel.

Das Ebrodelta ist fuer Fahrradausfluege sehr zu empfehlen - eine extra Anfahrt aus Deutschland, nur um das Delta zu sehen, waere aber wohl uebertrieben. Es sind 3 Rundtouren fuer Radfahrer ausgeschildert und ausfuehrlich mit Informationen ueber Flora und Fauna in den Naturschutzgebieten (es gibt davon 4 auf dem Delta) versehen. Vor allem Vogelkundler und Liebhaber von Vogelgesaengen kommen ganz sicher auf ihre Kosten und da fast das gesamte Delta fuer den Reisanbau mit Bewaesserungsgraeben durchzogen und - jedenfalls zur Zeit - fast vollstaendig "geflutet" ist, sieht man auch ausserhalb der Naturschutzgebiete zahlreiche Reiher durchs Wasser stolzieren.


Von Sant Carles aus - was damit wohl der suedlichste Punkt meiner Reise war, gings nordwaerts ueber Amposta, Tortosa, Roquetes bis Quinto am Ebro.

Zwischen Amposta und Valdealgorfa gibt es drei aneinander anschliessende "Vias Verdes" mit einer Gesamtstreckenlaenge von ca. 80 km, die ab Roquetes als stillgelegte Bahntrassen nur fuer Radfahrer und Fussganger zugaenglich sind und mit maessigen Steigungen und Gefaellen durch mehrere Gebirgszuege fuehren.

Die Wege sind meist asphaltiert, kleinere nicht-asphaltierte Teilstuecke sind gut befahrbar, da sie aus fester Erde mit relativ glatter Oberflaeche bestehen.
Man koennte den Weg nach Valdealgorfa fortfuehren - es gibt hier noch eine kleine Strasse, die fast bis Epila fuehrt und die ich auch genommen habe. Leider sind 8 km mit Gepaecktaschen und Strassenrad so gut wie nicht befahrbar. Loser sehr kantiger und grosssteiniger Schotter verursacht nicht nur ein staendiges Gepoltere und die Angst, dass sich so allmaehlich saemtliche Schrauben loesen koennten, sondern schuert auch die Befuerchtung, dass die Reifen bei der Belastung den scharfen Kanten nicht gewachsen sein koennten. Ich bin daher mehrfach abgestiegen und hab Beamer ueber die schlimmsten Stellen geschoben. Immerhin - die Reifen haben gehalten.

Weitere Vias Verdes habe ich im Norden noch eingeplant; wenn die aehnlich schoen gefuehrt sind, mache ich mir ueber mein weiteres "Programm" keine Sorgen ...

Zu erwaehnen ist vielleicht noch, dass diese alten Bahntrassen natuerlich durch zahlreiche Tunnels gefuehrt sind. Der laengste ist 2200 m lang und die meisten Tunnels sind unbeleuchtet, was nicht ganz unproblematisch ist. Die ersten kurzen Tunnels waren einfach zu durchfahren - man muss halt die Sonnenbrille abnehmen, dann sieht man schon ein bisschen was, weil vom gegenueberliegenden Ende bald schon wieder Licht in den Tunnel faellt. Dann gibt es aber einige Tunnels, in denen wird es richtig dunkel. Will sagen - man faehrt rein und das von hinten kommende Licht wird schwaecher und schwaecher und vorne ist nix. Dann ist es voellig dunkel. Das bisschen Licht vom Fahrrad bringt ueberhaupt nichts. Mein Licht ist nicht so besonders gut und ich hab im Tunnel erst mal gedacht, es waere kaputt - war es aber nicht, nur viel zu schwach, um den vom hellen Sonnenlicht verwoehnten Augen auch nur den Anschein einer Beleuchtung zu vermitteln. Kurzum - in dem ersten langen Tunnel stand ich da und hab nichts mehr gesehen, keinen Boden, keine Waende - nichts. Also - wieder raus, draussen nach der Stirnlampe gekramt und mit dieser verstaerkt dann wieder rein ins Dunkel, das immerhin mit einem Spot auf etwa 2-3m Entfernung erhellbar war. "Dunkelradeln" - mal was Neues. Also ich fands aufregend und wurde von Tunnel zu Tunnel routinierter darin, immer wieder die Stirnlampe mit der Sonnenbrille zu tauschen.
Der letzte Tunnel auf dem Weg haelt dann die 2200m bereit und ist weder befestigt, noch beleuchtet und hat den schlechtesten Holperbelag der ganzen Strecke. (Streng genommen endet der Via Verde eigentlich vor diesem Tunnel). Nachdem ich aber bis dahin schon "Tunnelprofi" war, hab ich mir den letzten natuerlich auch nicht entgegen lassen.

Aber es gibt auf diesen Wegen nicht nur Tunnels - nein - natuerlich auch Viadukte, die in grossen Hoehen ueber die Taeler gefuehrt sind und dazwischen staendig variierende Bergwelten. Es ist jedesmal eine Ueberraschung, aus einem Tunnel wieder auszufahren und zu sehen, wie die Landschaft sich wieder gewandelt hat. - Aber hierzu liefere ich einfach noch Bilder nach ...

Von den naechsten Tagen gibt es wenig zu berichten. Die Landschaft wird trockener und karger, Zaragoza hab ich "weitraeumig umfahren", da nur Autobahnen und Nationalstrassen dahin fuehren und das Ebrotal insgesamt in Richtung Norden immer enttaeuschender wurde. Mehr Industrieansiedlung als wirklich schoenes und im uebrigen Trockenheit und Hitze. Ich bin an zig Windmeuhlenhuegeln vorbeigefahren und auch einige Solaranlagen sorgen hier fuer sauberen Strom, im uebrigen gibt es weder Touristen noch Campingplaetze und kaum Schatten oder Wasser ...
Erst so 100 km vor Pamplona beginnt es allmaehlich wieder mehr zu gruenen - schneebedeckte Berge tauchen auf und - ich weiss nicht, ob das immer so ist, die Temperatur nimmt in Richtung Berge mehr und mehr ab. Dafuer gibts wieder schoene Flusslaeufe und Baeume.
Hier in Estella bin ich wieder inmitten verschiedener Gebirgszuege - mein hochster Punkt heute war Guirguillano mit immerhin 725 m und nach meinem morgigen Ruhetag (ggfls. Pamplona mit dem Bus?) gehts dann richtig zur Sache mit mehreren Steigungen auf wohl ueber 1000 m. Ich verlass mich auf die Vias Verdes - ansonsten muss ich halt ein paar Schiebungen einlegen.

So - viel Text fuer heute. Vielleicht komm ich ja morgen an einem Internetcafe vorbei und kann Fotos hochladen ...
Liebe Gruesse, Jo.

Keine Kommentare: